Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Als Karateka kann man fast jedes Wochenende im Jahr auf einen mehr oder weniger weit entfernten Lehrgang fahren, um zu trainieren.
Aber muss das immer so sein? Warum sollten wir neben dem Kawasoe-Lehrgang nicht einen kleineren Lehrgang in Kaltenkirchen machen? So ein Lehrgang ohne lange Anreise, mit bekannten Trainern, mit den Lieblingstrainingskameraden, Freunden aus benachbarten Vereinen und ganz viel Zeit für gemeinsame Aktionen ist doch genau das Richtige zum Jahresausklang. Das dachten sich der Vorstand und die Trainer im Herbst 2019 und beschlossen, einen Wochenendlehrgang zu organisieren.
Gestartet wurde am Freitagabend in der Sporthalle der Grundschule Alter Landweg. Knud und Yvi boten den Teilnehmern von 6 bis Ü 50 Jahren ein abwechslungsreiches und anstrengendes Eröffnungstraining, bei dem der Spaß nicht zu kurz kam. Schon während der Erwärmung waren Bewegungsaufgaben in der Gruppe zu lösen, bei denen es auf gute Zusammenarbeit ankam und jeder, unabhängig von Alter und Körperkraft seinen Beitrag leisten konnte, um die Gruppe zum Sieg zu bringen. Da wurden Matten quer durch die Halle transportiert ohne, dass ein Teilnehmer den Fußboden berühren durfte und mit dem Mattentaxi alle Teilnehmer quer durch die Halle "gefahren". Anschließend gab es viele Partnerübungen, bei denen jeder die Gelegenheit bekam, mit Partnern zu trainieren, die er noch nicht kannte. Für die Kinder bedeutete das, allen Mut zusammenzunehmen und sich zu trauen, die "Großen" richtig stark anzugreifen und vor deren Angriffen keine Angst zu haben. Aber auch "die Großen" waren herausgefordert, denn sie mussten stark angreifen und trotzdem 100 Prozent kontrolliert arbeiten. Alle haben diese Herausforderungen bestens gemeistert, so dass am Ende des Trainings viele glückliche und verschwitzte Gesichter zum Abgrüßen in einer Reihe saßen.
Nach dem Duschen wanderten wir einmal quer durch Kaltenkirchen zur Marschweghalle, wo fleißige Helfer bereits das Abendbrotbüfet aufgebaut hatten. Hier erwarteten uns auch Eltern und Geschwister zum gemeinsamen Essen und gemütlichen Klönschnack. Es gab viele liebevoll zubereitete Gerichte, leckere Salate, Brot, Käse, Würstchen und sogar ein Gurkenkrokodil, so dass besonders die Kinder bereits nach kurzer Zeit gestärkt und bereit für ausgiebiges Toben in der Halle waren. Die älteren nutzten die Zeit je nach Temperament für entspannte Gespräche oder nahmen an der wilden Heizrohrnudelschlacht in der Halle teil.
Da es am nächsten Tag schon früh wieder losgehen sollte, rief Knud zum "Bettenbauen" auf. Ruckzuck hatten sich kleine Lager mit neuen und alten Freunden in der Halle gebildet, in denen die Luftmatratzen und Schlafsäcke vorbereitet wurden.Schön war zu sehen, wie sich alle gegenseitig unterstützten. Da wurde hier mit an einer Matte angepackt, sich beim Luftaufpumpen abgewechselt und dort ein Kuscheltier gesucht. Vor der Nachtruhe lasen Yvi und Knud noch Geschichten vor. Alle Teilnehmer kuschelten sich in ihre Schlafsäcke und schliefen mehr oder weniger schnell ein. Erstaunlich war, dass unsere jüngsten Teilnehmer am längsten durchhielten. Ihr Flüstern wurde Schritt für Schritt immer ein wenig lauter, so dass Yvi dann doch noch einmal kurz auf die Nachtruhe hinweisen musste. Dass Karateka sich immer beim Verlassen der Halle beim Trainer abmelden müssen, hatten besonders zwei junge Karateka so stark verinnerlicht, dass sie es nicht versäumten, sich vor jedem! ihrer nächtlichen Toilettengänge, bei Yvi abzumelden. So richtig mit Verbeugung vor dem Schlafsack und allem drum und dran.
Um 6:30 Uhr am Samstagmorgen erklang Knuds kräftige Stimme mit dem traditionellen japanischen Weckruf und die Schlafsäcke erwachten zum Leben. Nun ging es schnell zur Morgentoilette, Zähneputzen, Banane oder Apfel für den Start und ab zum ersten Training des Tages.
Auf dem Programm stand 1 Stunde Kata-Training. Dazu wurde die ganze Gruppe in 4 Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils eine Kata intensiv übten. Knud und Lars übten mit den ganz jungen Weißgurten die Taikyoku Shodan. Sabine führte die älteren Weißgurte in die Geheimnisse der Heian Shodan ein, Ulf studierte mit den Gelb- und Orangegurten die Heian Sandan und Yvi erarbeitete mit den Grün- bis Blaugurten die Heian Godan. Nach einer Stunde waren alle wach, die Kataabläufe saßen und wir waren hungrig. Also? Frühstück. Wieder wartete ein großartiges Büfet mit frischen Brötchen, Honig, Marmelade, Nutella!, Milch und Kaffee für die Großen auf uns. Vielen Dank an Yvonne für die gute Versorgung.
Nachdem die Schlafstätten abgebaut und die Halle aufgeräumt war, wurden im nächsten Training die Gruppen neu gemischt und die Trainer getauscht. Jetzt stand die Anwendung der Kata mit dem Partner (Bunkai) im Mittelpunkt. Die dunkleren Farbgurte ab Grüngurt befassten sich angeleitet von Knud mit der Heian Godan, Yvi übte mit den anderen die Heian Shodan in Anwendung. Dabei konnten viele Fragen über die Bedeutung der Techniken in der Kata beantwortet werden. Das konnte man dann in der Ausführung der Kata ohne Partner deutlich erkennen.
Die Pause bis zum Mittagessen wurde wieder intensiv fürs Spielen und Toben genutzt. Neben den Heizrohrnudelschlachten erfreuten sich Frisbee, Rollbrett, Diabolo, Jonglierbälle und Tellerbalancieren großer Beliebtheit. Einige ließen es etwas ruhiger angehen und zogen sich zum Malen oder Klönen zurück.
Das Mittagessen wurde dann ein echtes Highlight. Andreas hatte für uns gekocht und erntete großes Lob aus aller Munde. Seine Nudelvarianten und die diversen Soßen und Salate ließen keine Wünsche offen. Vielen Dank, Andreas! Das war oberlecker!
Solchermaßen gestärkt ging es nun in das letzte, wieder gemeinsame, Training. Die Stimmung war hervorragend und alle waren noch einmal mit vollem Einsatz dabei. Stolz präsentierten die einzelnen Gruppen die Anwendungen der Kata. Kihon und Partnerübungen wurden mit hoher Konzentration und lauten Kiais vorgeführt. Der Schweiß rann noch einmal in Strömen.
Nachdem auch die letzten gemeinsamen Zukis im Kiba-Dachi an den Hallenwänden verebbt waren, endete unser Wochenendlehrgang mit dem gemeinsamen Abbau und Aufräumen.
Alle Teilnehmer waren sich einig: Das war super! Das machen wir wieder!
Vielen Dank an alle Helfer, Eltern und Teilnehmer für diese schöne Aktion!
Ansturm auf das leckere Mittagsbüfet. Andreas hat für alle gekocht und konnte sich über riesiges Lob und reissenden Absatz seiner Leckereien freuen.